Christine König Galerie: There Is Something Odd… | Cathrin HOFFMANN | Laurent PROUX | Pieter SCHOOLWERTH

there is something odd … Cathrin HOFFMANN | Laurent PROUX | Pieter SCHOOLWERTH

08|02 – 30|03|24

Träume sind in ihrem Kern ein komplexes Geflecht aus Emotionen, Erinnerungen und Empfindungen, das oft die Kohärenz des Wachlebens vermissen lässt. Die Schwierigkeit, einen Traum sofort nach dem Aufwachen zu rationalisieren und seine Ereignisse von der Realität zu trennen, kann ein anhaltendes Unbehagen hervorrufen. Sind Träume besonders seltsam und emotional aufgeladen, bleibt ihr ephemeres Echo oft an der Schwelle unseres Bewusstseins haften. there is something odd … untersucht die prekäre, sonderbare Verwandtschaft zwischen traditioneller Malerei und computergenerierten Bildern, die der Interdependenz von Traum und Wachzustand ähnelt, wenn sie etablierte Dualismen wie “real” und “virtuell” in Frage stellt.

Cathrin HOFFMANNs (*1984, lebt und arbeitet in Berlin) digital modellierte und analog reproduzierte Figuren personifizieren Fragen des Menschseins, der Menschlichkeit und der Abstraktheit sozialer Interaktionen. Indem sie das Abstoßende instrumentalisiert, aktiviert sie Kreaturen, die uns fremd genug sind, um eine gewisse emotionale und perzeptive Distanz zu wahren, und doch menschlich genug, um Empathie zu erwecken. Somit sind Hoffmanns Skulpturen eher humanoid als anthropomorph und dringen in den dreidimensionalen Raum ein, ziehen Betrachtende an sich heran, durchbrechen die Barriere zwischen Geist und Materie, Malerei und Skulptur, Fremdem und Freund. Eine bedrohliche Aura umgibt ihre verzerrten fleischlichen Formen, verstärkt durch die drohenden Schatten ihrer gelängten und gekrümmten Morphologien. Aus der Realität genährt, bewohnen Hoffmanns Kompositionen Matrizen der Liminalität und lassen uns die Widersprüche von Identität und Ununterscheidbarkeit hinterfragen.

Als Abweichung von unserer Körperlichkeit erfahren, negieren die meisten Träume alle anatomischen Konjunktionen, indem sie ergreifen und manipulieren, bis wir mit einem Gefühl humanisierter Geometrie zurückbleiben; eine Transformation, in der das Abstrakte intim persönlich wird. Laurent PROUX (*1980, lebt und arbeitet in Paris) nähert sich der menschlichen Form durch Fragmentierung und Silhouetten und agiert in einem ambivalenten Raum, in dem Dualismen durch Fluidität ersetzt werden. Sinnlich und gewalttätig, oft verstörend und manchmal sentimental, öffnen Prouxs Figuren eine alternative Lesbarkeit von Ikonografie, indem sie die logischen Strukturen von Paradoxien entziffern. Er erforscht kontinuierlich visuelle Lösungsansätze, indem er aus einer Vielzahl von Materialien komponiert und seine Motive malt, als würde er collagieren, um einzelne Elemente zu einer dialektischen Spannung hin zu verbinden, aus eben der seine Bilder entstehen.

Um das, was wir erleben, zu verstehen, müssen eingehende Empfindungen in bedeutungsvolle Informationen organisiert werden. Pieter SCHOOLWERTHs (*1970, lebt und arbeitet in New York) Werke lassen unseren Blick hypermobil werden, hektisch bemüht, alles Dargestellte zu erfassen und zu verstehen. Indem er computergenerierte visuelle Elemente in eine analoge Form der Malerei abstrahiert, sind seine Kompositionen Reizüberflutung auf Leinwand, angereichert mit einem Bewegungs- und Mobilitätspotenzial, das in Form von Videos seinen Ausdruck findet. Als Reflexion von destabilisierter Identitätskonstruktion in einer Zeit, die durch zunehmend abstrakte soziale Beziehungen zu anderen und zu sich selbst gekennzeichnet ist, schafft Schoolwerth visuelle Bildwelten, die mühelos ihren eigenen Regeln folgen: Die traditionelle Kategorisierung von Form und Inhalt wird durch neu organisierte Hierarchien obsolet.

So existiert jedes der ausgestellten Werke auf seine eigene Weise in einem Raum, in dem das Vertraute und das Fantastische miteinander verschwimmen und das Fassbare und das Unfassbare sich kreuzen. there is something odd … lässt die Virtualität nicht nur als bloße Exzerpte des Daseins gelten, sondern als gleichberechtigt neben dem, was wir bisher als real empfunden haben.

Dreams are, at their core, a complex tapestry of emotions, memories and sensations that often lack the coherence of waking life. The inability to immediately rationalise the dream or separate its events from reality can create a pervasive sense of unease. If particularly strange and emotionally charged, an ephemeral echo often lingers on the threshold of our consciousness. there is something odd … explores the precarious, strange relationship between traditional painting and computer generated images, which is similar to the interdependence of dreams and the waking state when questioning established dualisms as “real” and “virtual”.

Cathrin HOFFMANN’s (*1984, lives and works in Berlin) figures are digitally modelled and reproduced in analogue form, embodying questions of being human, humanity and the abstractedness of social interactions. Instrumentalising the repulsive, she activates creatures alien enough for us to maintain a certain emotional and perceptual detachment, yet human enough for us to empathise with. Thus, being more humanoid than anthropomorphic, Hoffmann’s sculptures infiltrate the three-dimensional space, drawing you closer, breaching the barrier between mind and matter, painting and sculpture, stranger and friend. A menacing aura lingers around their contorted carnal forms, reinforced by looming shadows of their elongated and sinuous morphologies. Feeding from reality, Hoffmann’s compositions subsist in matrices of liminality, making us question the contradictories of both identity and indiscernibility.

Experienced as a digression from the bodily realm, most dreams disregard all conjunctions, taking over and manipulate until we’re left with a sense of humanized geometry; a transformation where the abstract becomes intimately personal. Laurent PROUX (*1980, lives and works in Paris) approaches the human form with fragmentation and silhouettes, operating an equivocal domain in which dualisms are replaced by fluidity. Sensual and violent, often disturbing while sometimes sentimental, Proux’s figures unclose an altered legibility of iconography by decrypting the logical structures of paradoxes. He continuously explores pictorial solutions by composing from a variety of materials, then painting as if he were collaging, aiming to connect singular elements to create a dialectical tension from which his images emerge.

To make sense of what we experience, it is necessary to organise incoming sensations into meaningful information. Pieter SCHOOLWERTH’s (*1970, lives and works in New York) works render our gaze hypermobile, frantically seeking to capture and comprehend everything that is depicted. By abstracting computer generated visual elements into an analogous form of painting, his compositions are sensory overload on canvas, endowed with a potential for movement and mobility that finds its outlet in the form of videos. Reflecting the destabilized construction of identity in times characterized by increasingly abstract social relations with others and with oneself, Schoolwerth generates visual worlds that effortlessly follow their own set of rules: Traditional categories of form and content are becoming obsolete through reorganized hierarchies.

Each of the works on display therefore exists in its own unique way in a realm where the familiar and the surreal merge, and the tangible and the intangible intersect. there is something odd … therefore opens up virtuality as more than just excerpts of life, but as of equal importance to what we have come to perceive as reality.

(Teresa Kamencek, 2024)

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