Johanna Kandl

Johanna Kandls künstlerische Praxis ist von einer kritischen Auseinandersetzung mit Regionen geprägt, die in westlichen kunsthistorischen Diskursen oft marginalisiert werden – darunter Osteuropa, der Kaukasus und Nordafrika. Ihre Arbeiten beschränken sich jedoch nicht auf die bloße Dokumentation dieser Räume, sondern analysieren die kulturellen und wirtschaftlichen Asymmetrien, die ihre Position innerhalb der globalen Ordnung bestimmen. Kandl richtet ihren Fokus dabei gezielt auf jene Lebensrealitäten, die in dominanten historischen und politischen Narrativen systematisch ausgeblendet werden. In WAHRHEID kombiniert sie die Begriffe Wahrheit und Apartheid, um die ideologischen und strukturellen Mechanismen sichtbar zu machen, die soziale Ungleichheiten fortschreiben. Diese sprachliche Verschmelzung verweist auf die fragile Beziehung zwischen historischen Erzählungen und gegenwärtigen gesellschaftlichen Realitäten und offenbart, dass Segregationssysteme – ob rassistisch, ökonomisch oder epistemisch – in veränderten Formen fortbestehen. WAHRHEID hinterfragt die Konstruktion, Instrumentalisierung und Aushandlung von Wahrheit und fordert die BetrachterInnen dazu auf, kritisch zu reflektieren, welche Wahrheiten legitimiert und welche marginalisiert oder unterdrückt werden.

Johanna Kandl’s artistic practice is rooted in an engagement with regions often relegated to the peripheries of Western art discourse, such as Eastern Europe, the Caucasus, and North Africa. Her work does not merely document these spaces but critically examines the cultural and economic asymmetries that define them in the global order. In doing so, she draws attention to the lived realities of those rendered invisible by dominant historical and political frameworks. In WAHRHEID, Kandl employs a linguistic fusion of Wahrheit (truth) and Apartheid to expose the ideological and structural mechanisms that sustain inequality. By intertwining these two terms, the work underscores the unstable relationship between historical narratives and contemporary social realities, revealing how systems of segregation – whether racial, economic, or epistemic – persist under new guises. WAHRHEID interrogates the ways in which truth is constructed, instrumentalized, and contested, challenging the viewer to consider whose truths are legitimized and whose are silenced. 

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