Margherita Spiluttini, geboren 1947 in Schwarzach, Salzburg, lebt und arbeitet in Wien.
2006 erhielt sie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. 2000 – 2002 Gastprofessur an der Universität für Künstlerische und Industrielle Gestaltung, Linz. 1998 – 1999 Lehrauftrag an der Universität für Angewandte Kunst, Wien.
Ausgewählte Ausstellungen: 2011 ALPINE DESIRE, Austrian Cultural Forum New York; Die fünfte Säule, Secession, Wien; 2010 Unbewegliche Ziele. Fotografische Ermittlungen zur Architektur, Schloss Goldegg; Nach der Natur. Konstruktionen der Landschaft II, Technologiezentrum Güssing; Margherita Spiluttini. Beyond Nature – Constructions of Landscape, Fotografins Hus, Stockholm; Zeichnung und Fotografie I, Zeitgenössische Kunst im Parlament, Wien; 2009 Museum der Moderne, Rupertinum, Salzburg; Fifty Fifty, Wien Museum Karlsplatz, Wien; 2008 Kunst Dokumente, Christine König Galerie, Wien; 2007 Atlas Austria, Architekturzentrum Wien; Blicke, Passanten – 1930 bis heute. Aus der Fotosammlung der Albertina, Albertina Wien; 2006 Herzog & de Meuron. No.50. Eine Ausstellung, Haus der Kunst, München; 2005 Nach Rokytník, Die Sammlung der EVN, Museum Moderner Kunst, Wien; Simultan, Museum der Moderne, Salzburg; 2004 Architectural Association, London; In the Praise of Shadows und The Nature of Artifice, 9. Internationale Biennale für Architektur, Venedig.
Anfangs war es die medizinische Fotografie, mit der sich Margherita Spiluttini berufsbedingt beschäftigte. Ab Mitte der 1970er Jahre begann sie dann, mit einer Fotokamera Momente ihres Lebens festzuhalten. Damals schoss sie die 107 Einzelportraits der Arbeiter und Angestellten des elterlichen Bauunternehmens. Die Männer schauen offen in die Kamera, spiegeln die Unbekümmertheit und Freude der Portraitierenden. Immer wieder sucht sie auch ihren Vater durch die fotografische Linse, fokussierte vor allem dessen ausdrucksstarke Mimik, begleitet später seine letzten Lebensjahre mit dem Fotoapparat.
Durch den Architekten Adolf Krischanitz kam Spiluttini zur Architekturfotografie. Am bekanntesten aus der frühen Zeit sind ihre Aufnahmen der 300 Bauten des ersten Wiener Architekturführers in Buchform. In diesen Bildern entwickelt sie erstmals konsequent ihre außergewöhnliche Bildästhetik, diesen atmosphärischen Blick, der die Bauten im Leben verankert. Sie fotografiert nur bei natürlichem Licht, greift nicht in das Motiv ein, räumt nichts hin und nichts weg. „Ich habe immer das persönliche Foto gesucht, aber was ist das?“ fragt die Künstlerin. Sie fotografiert mit der Plattenkamera, also mit auf dem Kopf stehendem Bild, und schwarzem Tuch: „Es ist ein intimer Raum, in dem ich mit diesem Ausschnitt der Welt alleine bin und alles sehe, was hier zusammenkommt.
“Eines ihrer bevorzugten Motive sind Orte des Übergangs, Stiegenhäuser, Brücken, Durchgänge. Mit ihren Fotografien sucht sie die stilistischen Unterschiede in den Räumen, in denen Menschen kurzzeitig aufeinander treffen, an denen eine spezielle, beiläufige Form der Kommunikation entsteht – eine Form, die in der Ausschnitthaftigkeit jenem Austausch der Kamera mit dem Leben ähnelt, den Spiluttini schon in ihren frühen, tagebuchartigen Fotografien gewählt hat. Diese Orte spiegeln das Leben in seiner verdichteten Kurzfristig- und auch Zufälligkeit wider. Hier findet Spiluttini auch ihre Antwort auf die Suche nach dem „Persönlichen“ in der Fotografie: Durch den gewählten Bildausschnitt fügt die Künstlerin dem zentralen Bildmotiv etwas hinzu, was nur das Auge der Kamera sah. Dadurch sehen wir eine Welt, die nicht sachlich sein will, sondern in einem emotionalen Moment verdichtet ist. Darum haben diese Bilder nicht nur mit der Architektur, sondern viel mehr mit dem Dasein zu tun. (Sabine B. Vogel, 2011)
Margherita Spiluttini, born in Schwarzach in 1947, lives and works in Vienna.
Selected exhibitions: 2011 ALPINE DESIRE, Austrian Cultural Forum New York; Die fünfte Säule, Secession, Vienna; 2010 Unbewegliche Ziele. Fotografische Ermittlungen zur Architektur, Castle Goldegg, Austria; Nach der Natur. Konstruktionen der Landschaft II, Technologiezentrum Güssing, Austria; Margherita Spiluttini. Beyond Nature – Constructions of Landscape, Fotografins Hus, Stockholm; Zeichnung und Fotografie I, Zeitgenössische Kunst im Parlament, Vienna; 2009 Museum der Moderne, Rupertinum, Salzburg; Fifty Fifty, Wien Museum Karlsplatz, Vienna; 2008 Kunst Dokumente, Christine König Galerie, Vienna; 2007 Atlas Austria, Architekturzentrum Wien, Vienna; Blicke, Passanten – 1930 bis heute. Aus der Fotosammlung der Albertina, Albertina, Vienna; 2006 Herzog & de Meuron. No.50. Eine Ausstellung, Haus der Kunst, Munich; 2005 Nach Rokytník, Die Sammlung der EVN, Museum Moderner Kunst, Vienna; Simultan, Museum der Moderne, Salzburg; 2004 Architectural Association, London; In the Praise of Shadows and The Nature of Artifice, 9th Architecture Biennale, Venice.
Initially it was medical photography
that interested Margherita Spiluttini from a professional standpoint.
From the mid-1970s on, she then began capturing moments of her life with
a camera. At the time she shot 107 individual portraits of workers and
employees working in her parents’ construction firm. The men look openly
into the camera, reflecting the nonchalance and delight of the
portraitist. Time and again she would also seek out her father through
the photographic lens, focusing mainly on his expressive mimics,
accompanying the last years of his life with the camera.
It was the architect Adolf Krischanitz who led Spiluttini to
architectural photography. Her shots of the 300 buildings featured in
Vienna’s first architecture guide in a book format are the best-known
works here. In these photographs she first consistently developed her
extraordinary pictorial aesthetics, this atmospheric gaze that anchors
the buildings in real life. She only photographs in natural light,
refraining from intervening in the motif, not adding or removing
anything. “I have always sought out the personal photograph, but what is
it?” the artist asks. Her pictures are shot using a plate camera, that
is to say with the picture shown upside down and covered by a black
cloth. “It is an intimate space in which I am alone with this segment of
the world and see everything that comes together here.”
One of her favorite motifs are transitional places. Stairwells, bridges,
passageways. With her photographs she tries to seek out stylistic
changes in the spaces where people briefly come together, where a
special, informal mode of communication evolves – a mode that given its
fragmentary nature resembles the exchange of the camera with life, for
which Spiluttini already opted for in her early, diary-like photographs.
These places reflect life in its condensed fleetingness and
contingency. Here Spiluttini also finds her answer to the search for the
“personal” in photography. Through the selected picture detail the
artist adds something to the central pictorial motif only seen by the
eye of the camera. This way we see a world that does not seek to be
objective but is rather compressed in an emotional moment. For this
reason this imagery does not just have to do with architecture but much
rather with existence. (Sabine B. Vogel, 2011)