Uri Aran, der 1977 in Jerusalem geboren wurde und heute in New York lebt, untersucht unter anderem die Grundlagen von Sprache und Kommunikation, die Bedingungen für soziale Interaktion sowie die Funktionsweisen von Gefühlsbewegungen. Ausgangspunkt seines Schaffens sind Zeichen, Symbole, Wörter, Gesten und Bilder, die von ihm in neue Sinnzusammenhänge gebracht werden.
Die Arbeiten suggerieren eine Form von Narration, geprägt von großer Offenheit und an die Vorstellungskraft des Betrachters appellierend. Für seine Präsentation in Wien hat Aran neue Werkgruppen geschaffen, die das zentrale Thema von curated by_ 2017 auf sehr unterschiedliche Weise aufnehmen. So erinnern die flachen, oftmals nur wenige Zentimeter messenden Bronzen, die an den Wänden der Galerie installiert werden, an Buchstaben oder Noten.
Durch ihre rhythmische Anordnung und ihre Strukturierung in den verschiedenen Bereichen der Ausstellungsräume werden Formulierungen angedeutet, die die sonstigen Arbeiten der Präsentation zu kommentieren scheinen, genauso aber auch losgelöst von den umgebenden Objekten eine Bedeutung und Wirkung entfalten. Auch wenn diese Metallstücke im Grenzbereich der Gattung Skulptur anzusiedeln sind, rufen sie die minimalen, malerischen Setzungen verschiedener Vertreter der Kunst der 1970er Jahre ins Gedächtnis. Während die Künstler damals die konzeptionellen Rahmenbedingungen der Malerei ausloteten, verfolgt Aran das Ziel, Fährten für Geschichten zu legen.
Eine ganz ähnliche Intention verbindet sich mit den Papierarbeiten des Künstlers, die eine große Bandbreite an Erscheinungsformen aufweisen und sowohl Bezüge zur klassischen Moderne, als auch zur Nachkriegskunst erkennen lassen. Einerseits finden sich in der Ausstellung relativ abstrakte Werke: mit wenigen Linien, Formen und Farben geschaffene Kompositionen, die sich einer eindeutigen Lesbarkeit entziehen, gelegentlich allerdings, durch die Integration von Zahlen, Buchstaben oder Fotos, auf eine andere Realität verweisen. Andererseits umfasst die Präsentation auch Zeichnungen,die von einem klareren Streben nach Narration zeugen, von Portraits bis Stillleben, teilweise comicartig, teilweise naturalistisch durchgestaltet und den Eindruck erweckend, Bestandteil eines größeren Kontinuums zu sein.
Ergänzt werden diese neuen Werke durch ältere
Klang- und Filmarbeiten. So ergibt sich nicht nur ein tieferer Einblick in das
vielfältige Schaffen von Aran, auch die Beziehung zwischen Wörtern und
Namen und gesellschaftlichen Konventionen erfährt eine humorvolle Untersuchung:
in der Arbeit Untitled (Good and Bad) werden von einem Sprecher
Tierarten benannt, die laut kollektiver Vereinbarungen „gut“ oder „böse“
sind. Ein Pinguin wird dabei zum Freund einer Katze, während eine Ratte als
böses Tier auf einer Seite mit einem Hai steht, also ethnologische,
soziologische und kulturhistorische Fragestellungen mit poetischem Impetus.