Jonathan Monks (*1969 in Leicester, UK) Tapeten werden seit 2016 in ganz
Europa ausgestellt und haben jetzt ihren Weg nach Wien gefunden. Wie
Monks visuelle Praxis selbst wiederholen sie sich jedoch nie, sondern
sind flexibel in ihrer Komposition und ihren Formen, erweiterbar und
austauschbar, ohne ihre grundlegende Intention zu verlieren. So gelingt
es allen Ausstellungen der Werke, ermüdende Eintönigkeit zu umgehen.
Schließlich sind die Erzählstränge, die sie formen, Teil eines natürlich
wachsenden Organismus, der sich mit jeder Produktion fortentwickelt. In
diesem Sinne ist Exhibit Model Eight nicht eine Wiederholung, sondern
Erweiterung der umfassenden Wandbilder von Installationsansichten, die
sowohl als gesammeltes Archivmaterial als auch als aktualisierte
Exponate fungieren. In KOENIG2 by_robbygreif zu einer virtuellen
Retrospektive zusammengefügt, erschafft Jonathan Monk einen
Erfahrungsraum, der sich grundlegend von der normativen Kommunikation
von Ausstellungen unterscheidet und dem Besucher eine Anpassung seines
Wahrnehmungsapparates abverlangt: Anstatt wie üblich den Raum innerhalb
der Wände der Galerie zu bespielen, öffnet der Künstler multiple
alternative Raumdimensionen an ihren natürlichen Grenzen. Indem er seine
Werke in diese Dimensionen transferiert, tauschen Subjekt und Objekt
ihre traditionell zugeschriebenen Plätze. Und während uns Türen und
Fenster dazu einladen, diese unzugänglichen Ausstellungsräume immersiv
zu durchwandern, hindern uns einige Ungereimtheiten daran an eine
Eintrittsmöglichkeit zu glauben: Die abrupten Grenzen der
Bildausschnitte und ihre widersprüchlichen Perspektiven fluktuieren. Auf
diese Weise entsteht ein spannungsvoller Effekt der Desorientierung,
zusammengesetzt aus einer eigentümlichen Vertrautheit und ihrer
gleichzeitigen Auflösung durch die fast endgültige Absenz aller Farben. Doch
Monks enigmatisches Ausstellungskonzept beläuft sich auf ein klares
Resultat: die Reflexion aller Wahrnehmungsaspekte auf den Künstler
selbst. So materialisieren die wiederbelebten Ansichten vergangener
Ausstellungen eine umfassende Skizze seines Werkes, die sich jedem
traditionell geforderten Kontext entzieht: Verschiedene Zeitetappen und
Werkphasen werden simultan präsentiert und überlagern sich, ohne dass
Informationen zu einzelnen Abschnitten, zu Chronologie oder Werktiteln
angeboten wird. In dieser Dokumentation der Dokumentation entsteht ein
unendlicher Kreislauf des Werkes. Gleichzeitig sind wir vollkommen damit
alleine gelassen, aus dem bereitgestellten Material eine kohärente
Realität zu formen und ihren Code zu dechiffrieren. In gewohnter Manier
gelingt es Jonathan Monk so, die überholten Bedingungen des White Cubes
völlig zu destabilisieren.
(Teresa Kamencek, 2022)
Previously exhibited all over Europe since 2016, Jonathan Monk’s (*1969 in Leicester, UK) wallpapers have made it to Vienna. Like Monk’s visual practice, however, they never repeat but are flexible in their composition and shapes, expandable and interchangeable without losing their fundamental assignment. All the exhibitions in which the wallpapers are shown thus avoid the tedium of monotony. After all, the narrative strands they form are part of a naturally growing organism that evolves with each production. In this sense, Exhibit Model Eight is an expansion of comprehensive images of installation views applied to the wall, both functioning as amassed archive material and updated exhibits.
Assembled in KOENIG2 by_robbygreif into a virtual retrospective in progress, Jonathan Monk creates a space of experience that is fundamentally different from the normative communication of exhibitions, requiring the visitor to adjust their perceptual apparatus: Instead of occupying the room within the walls of the gallery, as usual, the artist creates multiple alternate spatial dimensions on its borders. With Monk’s works shifted into these dimensions, subject and object exchange places. And while doors and windows invite us to immersively explore these inaccessible exhibition rooms, a few inconsistencies prevent us from believing that we can enter them: The images’ boundaries are abrupt and the contradictory perspectives of individual pieces of wallpaper fluctuate. This has the effect of suspenseful disorientation, which is composed of a peculiar familiarity and its simultaneous dissolution through the withdrawal of almost all color. Monk’s enigmatic exhibition concept, however, amounts to a clear result: the reflection of all aspects of perception on the artist himself. The depictions of revived previous exhibitions, therefore, materialize an extensive outline of Monk’s work that defies any traditionally required context: Several periods and work stages are presented simultaneously and overlap without any information on individual installation sections, chronology, or work titles. Consequently, an endless circle of artworks emerges into the documentation of documentation. At the same time, we are completely on our own to form a coherent reality from the material provided and decipher its code. In his usual manner, Jonathan Monk thus succeeds in completely disrupting the outdated conditions of the White Cube.