Die Welt ist alles, was der Fall ist, sagt der Philosoph. Doch was ist
der Fall? Das, was wir zu erkennen glauben, wenn wir das Abbild eines
Objekt, einer Szene, einer architektonischen Konfiguration betrachten?
Was uns vorgegaukelt wird, wenn wir in sinnlicher Gewißheit unserer
Sache sicher zu sein scheine ´Strategien gegen Architekturen` hat die
Band Einstürzende Neubauten eine ihrer Platten genannt. Die
Ausstellun ´Täuschung und Leere` nun arbeitet nicht gegen Architekturen,
sondern versucht, durch die Architekturen hindurch in die existentielle
Tiefe zu dringen. In der Zusammenstellung der Arbeiten von Margherita
Spiluttini und Thomas Draschan werden unterschiedliche Modalitäten der
Aufsprengung des Raum-Zeit-Kontinuums ästhetisch implementiert.
Der Künstler
Thomas Draschan versucht mit den Mitteln des Films eine Approximation an
die aus geschichteten Quadern gebaute Kirche zur Heiligsten
Dreifaltigkeit von Fritz Wotruba, die wie ein abweisendes Bollwerk in
der Landschaft steht. Der Film ist aus fotografischen Einzelbildern
komponiert, die über einen längeren Zeitraum aufgenommen wurden und
unterschiedliche Jahreszeiten ebenso berücksichtigen wie
unterschiedliche Routen innerhalb und außerhalb des Gebäudes. Während
bei Spiluttini die Zeit gefroren erscheint, besser gesagt: längst aus
dem Bild entwichen zu sein scheint, beginnt sie bei Draschan zu rasen
und in ihrem zyklomotorischen Furor den Betrachter einzusaugen. Die
visuelle Stolperästhetik entfaltet sich zu einer perforierten Erzählung,
in der das, was gar nicht oder nur für den Bruchteil einer Sekunde zu
sehen ist, wichtiger zu sein scheint als das Erkennbare. So gelingt
Draschan die psychogeographische Vermessung eines architektonischen
Meisterwerkes, das in dem Augenblick, in dem es ein Geheimnis preisgibt,
ein neues Rätsel schafft. Täuschung und Leere, Wahrheit und Fülle. Was
ist nun der Fall?
The world is everything that is the case, says the philosopher. And yet what is the case? That which we
believe we recognize when we behold the image of an object, a scene, an architectural configuration? That
which exploits our credence in our senses and our presumed certainty about what we are perceiving.
Strategies Against Architectures (i.e. its German equivalent) was the title given by the band Einstürzende
Neubauten to one of its albums. The exhibition Illusion and Emptiness does not work against architectures,
rather it attempts to penetrate through architectures into existential depths. In the juxtaposition of works by
Margherita Spiluttini and Thomas Draschan various modalities of breaking open the space-time continuum
are implemented aesthetically.
Using the film medium, Thomas Draschan attempts an approximation of the Church of the Holy Trinity by
Fritz Wotruba, a structure composed of stacked blocks, standing like a forbidding bulwark in the landscape.
The film is composed of individual photographic images, which were produced over an extended period of
time, taking into account both the changing seasons and varying routes inside and outside the building.
While time appears to be frozen in Spiluttini’s work, having long since crept out of the picture, it begins to
race in Draschan’s, drawing in the beholder in its cyclomotoric furor. The visual aesthetic is designed to
trip up the gaze, and it unfolds into a perforated narrative: that which is seen for only a fraction of a second,
or not at all, seems to be more important than the recognizable. Draschan succeeds in producing a
psychogeographic survey of an architectural masterpiece, which in divulging a mystery instantaneously
creates a new enigma. Illusion and emptiness, truth and abundance. What is, in fact, the case?