SISLEJ XHAFA | oblique motionless

Sislej Xhafa, geboren 1970 in Peja, Kosovo, lebt und arbeitet in New York.

Ausgewählte Ausstellungen: 2011 Y, Hardaupark, Zürich; 2009 Moulin Rouge, Magazzino d’Arte Moderna, Rom; NEONS, Plaine de Plainpalais, Genf (Contemporary Art Fund of the City and Canton of Geneva); BAROCK, Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina Neapel; Transmission Interrupted, Modern Art Oxford; Until the End of the World, Andreas Melas Presents, Athen; 2008 sadnesssurge, Christine König Galerie, Wien; Gwangju Biennale, Korea; All-Inclusive. A Tourist World, Schirn Kunsthalle, Frankfurt; 2007 Giuseppe, Galleria d’Arte Moderna di Bergamo; Passion Fruit, L’appartement 22, Rabbat, Marokko; vallée verticale, Yvon Lambert, Paris; o lo que vio Betty Boop, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid; Time Present, Time Past, Istanbul Museum Of Modern Art; All About Laughter. Humor in Contemporary Art, Mori Art Museum, Tokyo; 2006 Opportunistisch Naturalistisch, SKUC galerija, Ljubljana; livelihood rainbow on broel, Liebaert Projects, Kortrijk, Belgien; when Mac goes black, Yvon Lambert, New York; Skinheads Swimming, Magazzino d’Arte Moderna, Rom; Choosing my Religion, Kunstmuseum Thun, Schweiz; 2005 51. Venedig Biennale, albanischer Pavillon; 2004 Miedo Total, Fundación la Caixa, Barcelona; 2003 Twice Upon a Time, Magazzino d’Arte Moderna, Rom; Blut & Honig, Sammlung Essl, Klosterneuburg; Sweet Bitter Harmony, Art Lab, Tel Aviv; Hardcore, Palais de Tokyo, Paris; 2002 Motion in Paradise, Deitch Projects, New York; Pause, Gwangju Biennale, Korea; Emotional Site, SHUGOARTS, Tokyo; Opening Exhibition, Palais de Tokyo, Paris; 2001 Siyum, Aarhus Kunstmuseum, Dänemark; Talk is Cheap, Swiss Cultural Institute, New York; Casino 2001, S.M.A.K., Gent; Uniform, PS1, New York; 2000 Manifesta III, Ljubljana.

Die Arbeiten des im Kosovo geborenen und in New York lebenden Künstlers Sislej Xhafa setzen sich mit der Problematik von Migrationsmechanismen in einem globalen Spannungsfeld auseinander. Ironisch reagiert der Künstler in zahlreichen Installationen und Performances im öffentlichen Raum auf spezifische lokale Umstände, die er in unmittelbaren Zusammenhang zu Rassismen und auf Community basierenden Themen stellt. Eines der wesentlichen Merkmale von Xhafas Kunst gilt der Formensprache seiner Objekte und Skulpturen, die oftmals aus einem der jeweiligen räumlichen Wirklichkeit fremden Zusammenhang genommen zu sein scheint, jedoch aus einer sehr präzisen Reflektion der soziopolitischen Umstände heraus resultiert.
Die ungewöhnliche Bildsprache von Xhafas Kunst im öffentlichen Raum führt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Modellen der Wahrnehmung von Symbolen und deren künstlerischen Um- bzw. Neudeutung. Hierbei wesentlich erscheint jene Kontextverschiebung, die der Künstler bei vielen seiner Arbeiten in den Vordergrund stellt, um althergebrachte Deutungsmuster von Symbolen und Handlungsabläufen kritisch zu hinterfragen.Eine der ironischsten und für den Künstler kennzeichnenden Arbeiten als versteckte Kritik an der Symbolik neokapitalistischen Marketings bildet etwa die Installation Double Happiness, die Xhafa 2003 in Trento realisierte. Hierbei handelt es sich um eine sich verändernde Neonskulptur am Dach eines Gebäudes, die durch unterschiedlich eingesetzte Leuchtteile zwischen Mercedesstern und Friedenszeichen changiert. Xhafas direkter Verweis auf die enge räumliche Verbindung zwischen unterschiedlichen Denk- und Handlungsmustern mag sich hier zwar vordergründig auf eine bildlich-räumliche Darstellung beziehen, kennzeichnet jedoch die allgemeine Vorgangsweise des Künstlers.
Eine der jüngsten Installationen, die ebenso mit einer schlichten Symbolik arbeitet, gleichsam aber eine lange Referenzkette an Konnotationen aufweist, ist die im Hardaupark in Zürich errichtete Arbeit Y. Diese ging als Siegerprojekt eines Wettbewerbs der Hochschule für Künste hervor und wurde im September dieses Jahres eröffnet. Hierbei handelt es sich um ein 15 m hohes Ypsilon, das als überdimensionale Steinschleuder angesehen werden kann, funktional jedoch als Schaukel fungiert. Beim Akt des Schaukelns selbst schaltet sich das Licht im Inneren des Y ein und lässt die ansonsten weiße Kunststoffoberfläche in verschiedenen Farben changieren und die Skulptur dadurch zu einem Science-Fiction artigen Element mutieren.Bezeichnend für die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Deutungsebenen ist bei dieser Skulptur der soziale Hintergrund des umliegenden Wohngebiets, in dem vorwiegend Migranten aus dem südosteuropäischen Raum leben. Die schlichte Bildsprache, die Xhafa auch in dieser Arbeit verwendet, rückt sie ebenso in die Nähe von Architektur- und Designfragen, wodurch die Bedeutung der Steinschleuder als eines der ältesten Kriegswerkzeuge in den Hintergrund tritt. Das bloße Y stellt Fragen nach dem warum, das im Englischen homophon mit dem Wort „Why“ übereinstimmt. Die zahlreichen Fragestellungen, die diese Skulptur aufwirft, setzen sich nicht zuletzt auch mit den in der Schweiz eingeschränkten Möglichkeiten der Einwanderung auseinander, wodurch der Künstler auf die für ihn zentrale Problematik von Migrationsmodellen verweist.Wie die jüngste Arbeit zeigt, bezieht sich Xhafas Kunst auf bewusst politische Themen, die die eigene Sozialisation mit ins Spiel bringt und durch räumliche Eingriffe in ein System internationaler Codes und Symboliken vordringt. Von scharfer Kritik bis hin zu ironisierenden Momenten reicht die oftmals simple, jedoch ausgeklügelte Bildsprache der zahlreichen Interventionen des kosovo-albanischen Künstlers.
Für seine Ausstellung in der Christine König Galerie erstellte Xhafa drei neue Arbeiten, darunter im ersten Raum die Skulptur oblique motionless (schräge Bewegungslosigkeit). In Anlehnung an die Züricher Schaukel zeigt der Künstler hier eine 11 m lange schwarze Schaukelstruktur, die entzwei geschnitten ist und schief im Raum liegt, als ob ein Teil in den Galerieboden sinken würde. Auch hier erkennbar der spielerische Umgang mit Raum sowie ein ironischer Transfer sozialer Handlungsabläufe, der die Bedingungen des öffentlichen Raumes per se in Frage stellt.
Letztere sind auch in der zweiten Skulptur Rocket Ship erkennbar, bei der ein alter Schubkarren mit weißer Weihnachtsbeleuchtung versehen ist. Bei dieser Installation treffen Modelle traditioneller Arbeits- und Bauwerkzeuge auf die einst religionsgebundenen Versprechen einer mittlerweile lediglich konsumdefinierten Welt, wobei der Titel der Arbeit ein Verlangen nach einem vordergründig unrealisierbaren Fortbewegungsmittel evoziert. Xhafa verbindet hier klassische Vorstellungen von einer alten und einer neuen Welt, die die für den Künstler kennzeichnende doppelbödige Strategie der Verknüpfung unterschiedlicher sozialer Ebenen unter Beweis stellen. (Walter Seidl)


Sislej Xhafa, born in Peja, Kosovo in 1970, lives and works in New York.

Selected exhibitions: 2011 Y, Hardaupark, Zurich; 2009 Moulin Rouge, Magazzino d’Arte Moderna, Rome; NEONS, Plaine de Plainpalais, Geneva (Contemporary Art Fund of the City and Canton of Geneva); BAROCK, Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina Naples; Transmission Interrupted, Modern Art Oxford; Until the End of the World, Andreas Melas Presents, Athens; 2008 sadnesssurge, Christine König Galerie, Vienna; Gwangju Biennale, Korea; All-Inclusive. A Tourist World, Schirn Kunsthalle, Frankfurt; 2007 Giuseppe, Galleria d’Arte Moderna di Bergamo; Passion Fruit, L’appartement 22, Rabbat, Morocco; vallée verticale, Yvon Lambert, Paris; o lo que vio Betty Boop, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid; Time Present, Time Past, Istanbul Museum Of Modern Art; All About Laughter. Humor in Contemporary Art, Mori Art Museum, Tokyo; 2006 Opportunistisch Naturalistisch, SKUC galerija, Ljubljana; livelihood rainbow on broel, Liebaert Projects, Kortrijk, Belgium; when Mac goes black, Yvon Lambert, New York; Skinheads Swimming, Magazzino d’Arte Moderna, Rome; Choosing my Religion, Kunstmuseum Thun, Switzerland; 2005 51st Venice Biennale, Albanian Pavilion; 2004 Miedo Total, Fundación la Caixa, Barcelona; 2003 Twice Upon a Time, Magazzino d’Arte Moderna, Rome; Blut & Honig, Sammlung Essl, Klosterneuburg; Sweet Bitter Harmony, Art Lab, Tel Aviv; Hardcore, Palais de Tokyo, Paris; 2002 Motion in Paradise, Deitch Projects, New York; Pause, Gwangju Biennale, Korea; Emotional Site, SHUGOARTS, Tokyo; Opening Exhibition, Palais de Tokyo, Paris; 2001 Siyum, Aarhus Kunstmuseum, Denmark; Talk is Cheap, Swiss Cultural Institute, New York; Casino 2001, S.M.A.K., Ghent; Uniform, PS1, New York; 2000 Manifesta III, Ljubljana.

The works by Sislej Xhafa, an artist who was born in Kosovo and lives in New York, address migration mechanisms in a global context. In many of his installations and performances the artist responds with irony to specific local circumstances that relate directly to racism and community. One of the striking features of Xhafa’s art is the formal idiom of his objects and sculptures that often seem to stem from a context that is alien to the spatial reality while at the same time they are the product of a very precise reflection of socio-political factors.
The extraordinary imagery of Xhafa’s art in public space entails a critical exploration of the models used to perceive and artistically interpret symbols. A crucial element here is the shift of context which the artist foregrounds in many of his works so as to critically examine conventional interpretative patterns of symbols and actions.One of the artist’s most ironic works, which is also one that is very typical of his work as tacit criticism of the symbolism of neo-capitalist marketing is Double Happiness – an installation Xhafa created in Trento in 2003. This is a changing neon sculpture placed on the roof of a building which becomes transformed by the different use of lighting elements, becoming once a Mercedes star and once a peace sign. Xhafa’s direct reference to the intimate spatial connection between different patterns of reflection and action may, at first sight, seem to refer to a metaphorical-spatial representation. However, it becomes clear that it describes the artist’s general approach.One of the most recent installations that also employs simple symbolism, but also reveals a long chain of references and connotations is the piece titled Y which was installed in the Zurich Hardaupark. This piece, the winning project of a competition at the University of Visual Arts, was opened in September of this year. It is a 15m high Y which can also be described as an over-sized slingshot but it actually serves as a swing. While someone is swinging, the light inside of the Y is activated, allowing the otherwise white plastic surface to oscillate in varying colors. This way the sculpture becomes transformed into something that looks like science fiction.
What defines the preoccupation with various levels of interpretation in the case of this sculpture is the social background of the surrounding residential area which is home to mainly migrants from south-eastern Europe. The simple pictorial language that Xhafa also employs in this piece brings it into relation with architectural and design issues. Here the meaning of the slingshot as one of the oldest war tools recedes into the background. The Y raises questions regarding the why – which is homonymous with the English word “why“. The main questions that this sculpture alludes to also address the limitations Switzerland places on immigration, in keeping with the artist’s central reference to the issue of migration models.
As the latest piece shows, Xhafa’s art refers to decidedly political themes that bring into play its own socialization, entering a system of international codes and symbols by means of spatial interventions. The Kosovo-Albanian artist’s simple yet elaborate pictorial idiom that encompasses numerous interventions ranges from caustic criticism to ironic moments.For his exhibition at the Christine König Galerie Xhafa created three new pieces, including the sculpture oblique motionless in the first room. Based on the Zurich swing the artist here presents an 11 meter long black swing structure that is cut in two and lies obliquely in the room so that it seems that part of it is sinking into the gallery floor. A playful approach to space can be recognized here along with an ironic transfer of social action which questions the conditions of public space per se.
The latter can also be detected in the second sculpture titled Rocket Ship in which an old wheelbarrow is decorated with white Christmas lighting. In this installation models of traditional work and construction tools encounter the formerly religious promise of a meanwhile solely consumer-defined world with the title of the piece evoking a desire for a clearly unrealizable means of locomotion. Here Xhafa brings together classical ideas of both an old and new world which demonstrates the artist’s typical ambivalent strategy of linking different social levels. (Walter Seidl)

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