Karin Kneffels Malweise ist
einzigartig und unverkennbar. Die oftmals überdimensionierten Früchte,
Blumen, Landschaften, Ornamente scheinen photographisch genau und glatt
wiedergegeben, beim Nähertreten lösen sie sich jedoch zunehmend auf,
werden zu reiner Malerei, zur Abstraktion der Wirklichkeit. Diese Idee
der Abstraktion findet sich auch im formalen Bildaufbau wieder, der
verhindert, daß die Motive nur als schön und ideal empfunden werden.
Karin Kneffel tritt den kanonischen Kategorien der malerischen Praxis
und den jeweiligen Techniken mit dem Bewußtsein entgegen, innerhalb
einer überreichen Tradition zu operieren, die dennoch ununterbrochen
überarbeitet, überprüft und belebt werden muß (…). Ihre Werke sind
nicht realistisch, weil sie die Realität peinlich genau wiedergeben,
sondern weil sie eine Wirklichkeit für sich darstellen, sich nur auf
sich selbst berufen und frei von allen Bezügen sind, die über sie
hinausweisen. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Identität einer
Malerei lebendig zu erhalten, die sich nicht auf die illusionistische
Schilderung der Realität gründen, sondern als Bewusstwerdung dieser
Realität behaupten will. (Letizia Ragaglia, 1999)